Schon Ende März vor dem eigentlichen Blattaustrieb bildet der Gagelstrauch die ersten bronzefarbenen Blütenkätzchen aus und kündigt so den nahenden Heidefrühling an. Die eingeschlechtigen Kätzchen stehen auf verschiedenen Sträuchern, das heißt es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Der Wind trägt den Blütenstaub der männlichen Kätzchen auf die weit hervorragenden Narben der weiblichen Kätzchen. Die Kätzchen wurden früher zum Gelbfärben von Kleidungsgegenständen genutzt und die Blätter dem Tabak beigefügt. Außerdem war Gagel Hauptzutat in der Kräutermischung mit der das Grutbier gewürzt wurde.
Landnutzer, die die Zweige des Gagelstrauchs (Grut) ernteten nannte man im Rheinland „Grüter“.
Der Gagelstrauch wird lateinisch auch Myrica gale genannt und ist ein typischer Strauch in feuchten Heidegebieten wie der Ohligser Heide. Er wird gut einen Meter hoch und bevorzugt wintermilde Klimagebiete. Daher kommt er in Süd- und Ostdeutschland nicht mehr vor. Neben der leuchtenden Blütenpracht im zeitigen Frühjahr fällt der würzige Geruch der Pflanze auf. Dieser entsteht durch ätherische Öle.
Luftgewebe macht die trockene Steinfrucht des Gagelstrauchs schwimmfähig. Auf den häufig sehr nassen Standorten wird die Frucht dann über das Wasser verbreitet. Sinkt der Wasserstand, so bohrt sich die Spitze der Steinfrucht in den weichen Schlamm.
Gefährdet war der Bestand des Gagelstrauchs in der Ohligser Heide in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Zu jener Zeit war der Bestand bis auf wenige Exemplare geschrumpft. Auch heute steht die Pflanze noch auf der Roten Liste der gefährdeten Arten in NRW unter der Kategorie 3 und gilt somit als gefährdet. Durch die zunehmende Nährstoffanreicherung (Eutrophierung) der Böden über Luft und Wasser findet der Gagel europaweit immer weniger Lebensräume.
Durch Verfüllen künstlicher Entwässerungsgräben und das lichter Stellen noch bestehender Exemplare konnten sich die Bestände der Ohligser Heide jedoch in den letzten Jahren wieder deutlich erholen.
Zur Herstellung von Grutbier wurden die Inhaltstoffe des Gagelstrauchs unter anderem verwendet. So wie man dem Bier heute Hopfen zusetzt wurden früher die zerstoßenen Blätter des Gagelstrauchs dem Bier beim Kochen zugesetzt.
Erst im 18. Jahrhundert stellte Kurfürst Georg von Hannover die Zugabe von Gagel aus steuerlichen Gründen unter Strafe. Ein Absud der Blätter ist ein wirksames Mittel gegen Läuse, Hautausschlag und Schorf.
Wenn Sie sich nun wieder an der Seilabgrenzung auf der rechten Seite des Weges orientieren gelangen Sie nach etwa 18,5 Metern zur Infotafel zum Thema Feuchtheide, die Sie bereits kennen. Dort befinden Sie sich dann wieder auf dem Zuweg zum Lehrpfad und können sich am Geländer orientieren, welches an die Infotafel angrenzt. Das Geländer leitet Sie zum Tor, welches sich von dieser Seite kommend nach rechts aufschieben lässt.